Azubis finden: Jeder dritte Betrieb findet keine Lehrlinge

Der Fachkräftemangel spitzt sich zu: Immer mehr Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden und Unternehmen finden keine Azubis, weil Bewerber und Arbeitgeber einfach nicht zusammen finden. Doch woran liegt das und was müssen Unternehmen tun, um in Zukunft die Generation Z wieder für Ihre Ausbildungsberufe zu begeistern?

Die Anzahl der Bewerbungen sinkt

Seit 1990 sank die Zahl der Neugeborenen von ca. 900.000 auf ca. 650.000 im Jahr 2010. Außerdem sind mehr Menschen aus Deutschland weggezogen als zugezogen.
Das bedeutet: Es gibt immer weniger junge Menschen, die eine Ausbildung beginnen können.
In der Praxis bedeutet es: Attraktive Ausbildungsbetriebe bekommen immer noch die Anzahl von Auszubildenden, die sie suchen und sichern damit ihre Zukunft. Der Rest geht leider leer aus oder muss mit dem Vorlieb nehmen, was die attraktiven Ausbildungsbetriebe nicht einstellen wollen. Die richtigen Azbis zu finden ist also gar nicht so leicht.

 

Fachkräftemangel vor allem in Handwerksberufen

Den Fachkräftemangel gibt es nicht nur bei Lehrern, Erziehern und Pflegern, sondern auch bei Mechatronikern, Fachinformatikern und Köchen. In Handwerksberufen haben Schüler bereits mehr handwerkliche Erfahrung, jedoch finden sich keine Azubis. Nicht immer sind die Bewerber für den Ausbildungsplatz geeignet. Zu häufig fehlen ihnen Leistungsbereitschaft, Belastbarkeit, die Motivation für die Lehrstelle sowie die Neugier für neue Erfahrungen und Aufgaben.

Verschärft wird die Situation dadurch, dass immer mehr erfahrene Mitarbeiter der Baby-Boomer-Generation in Rente gehen. Und auch Betriebe, die auf ihre freien Lehrstellen Bewerbungen erhalten, stehen vor großen Herausforderungen. Dass die Anforderungen der Unternehmen und die Qualifikationen und Wünsche der Bewerber nicht zusammenpassen, ist ein altbekanntes Problem. Trotz der vielen unbesetzten Lehrstellen gibt es auch zehntausende Jugendliche, die gern eine Ausbildung machen würden, aber keine Lehrstelle finden.

 

Angebot für Azubis hat sich eigentlich verbessert

Knapp 79.000 Bewerber haben im vergangenen Jahr keinen Ausbildungsplatz gefunden – obwohl knapp 58.000 Lehrstellen unbesetzt geblieben sind. Warum Azubi und Betrieb so oft nicht zusammenfinden, haben die Uni Göttingen und das Soziologische Forschungsinstitut in Göttingen (SOFI) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersucht und bis auf Länderebene aufgeschlüsselt.

Im Bundesdurchschnitt gibt es für 100 Bewerber fast 97 Angebote. Dahinter stehen aber große regionale Unterschiede. In Berlin gibt es pro 100 Bewerber nur 86 Ausbildungsplätze, während es in Bayern und Thüringen einen Überschuss gibt.

 

Trotzdem kommt es oft nicht zum Vertragsabschluss. Die häufigsten Ursachen hierfür sind:

  • Bei knapp der Hälfte (44 Prozent) der unbesetzten Stellen gibt es zwar interessierte Jugendliche, die Betriebe lehnen sie aber ab, etwa weil sie den Bewerber nicht für geeignet halten. Oder der Bewerber entscheidet sich gegen den Betrieb, etwa weil er keinen guten Ruf hat.
  • Für ein Drittel (34 Prozent) der offenen Lehrstellen gibt es hingegen keine Bewerber, die den Beruf ergreifen wollen.
  • Bei knapp einem Viertel (23 Prozent) der vakanten Plätze liegt das Problem in fehlender Mobilität, weil sich Ausbildungsbetriebe und Bewerber in unterschiedlichen Regionen des jeweiligen Bundeslandes befinden.

 

 

Weitere Gründe für die niedrige Anzahl der Bewerbungen:

  • Ungleiche Verteilung von Angebot und Nachfrage bei Lehrstellen
  • Viele Schüler wissen nicht, welche Tätigkeiten hinter einer Berufsbezeichnung stecken
  • Immer mehr Schüler wählen eher ein Studium statt eine Ausbildung

Unter fehlenden Bewerbern leiden vor allem bestimmte Branchen wie das Lebensmittelhandwerk oder das Hotel- und Gastronomiegewerbe: Zu wenige Jugendliche wollen Fleischerin oder Bäcker werden, die Ausbildung zum Koch oder zur Hotelfachfrau hat einen schlechten Ruf. Auf Landesebene macht sich das Problem vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg bemerkbar.

 

Viele Berufe haben sich gewandelt

Hauptproblem ist aus Volker Borns Sicht (Zentralverband des Deutschen Handwerks – ZDH) , dass Klischee-Bilder unter Jugendlichen verbreitet sind. Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk oder Fleischer etwa, die laut Ranking besonders unbeliebt sind, hätten sich stark gewandelt. „Viele Leute denken, es gehe nur darum, Fleisch zuzubereiten oder Waren über den Tresen zu reichen“, sagt Born. „Dabei sind die Berufe viel komplexer geworden.“ Die Beschäftigten seien heute mit verschiedenen Kundenwünschen konfrontiert. Das fange an bei Beratungen rund um Nachhaltigkeit der Produkte, sagt der ZDH-Experte. Und es reiche bis zu Kalkulierung und Logistik eines Caterings.

 

Unternehmen müssen attraktiver für Bewerber werden

Es ist nicht mehr genug, auf die richtigen Bewerber zu warten. Unternehmen müssen attraktiv sein für Bewerber, sie müssen sich auf die gestiegenen Anforderungen einlassen. Und damit sind keine Hochglanzprospekte, die man auf Jobmessen verteilt, gemeint. Solange diese Hochglanzprospekte nicht der Wahrheit entsprechen, werden das die jungen Leute herausfinden.
Die Möglichkeiten sind in der aktuellen Zeit scheinbar unbegrenzt. Die Digitalisierung und Veränderung in der Arbeitswelt  sind enorm und verlangen von Unternehmen sich Bewerberverfahren und Stellenanzeigen dieser Wandlung anzupassen. Dabei gilt es jedoch zu verstehen, dass nicht alle Maßnahmen wirklich sinnvoll sind. Sonst werden manche Unternehmen schlicht und einfach langsam veralten und in letzter Konsequenz untergehen.

 

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